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Samstag, 28. Juni 2025



Erneute Fahrt ins Hinterland

Von San Bartolomeo über San Bernardo di Conio zum Colle D’Oggia (1157)


Über Cesio und San Bartolomeo fahren wir – immer bergauf zunächst ins acht Kilometer entfernte San Bartolomeo und dann nochmal neun Kilometer weiter auf den 989 Meter hoch gelegenen Pass San Bernardo di Conio, der das Valle Impero (das Tal um Imperia) mit dem Valle Argentina oder auch anderen Tälern in der Region Ligurien verbindet und dann nochmal 2½ Kilometer weiter zum Colle D’Oggia (1157). Links unten im Tal sieht man Conio mit der Kirche „Natività di Maria“.

Es ist wunderschön hier oben, doch leider gibt es nirgendwo die Möglichkeit zum Anhalten um Fotos zu machen. Fünf Meter vor der Passhöhe sehe ich links von einer 90°-Rechtskurve zwar eine unbefestigte Stelle, die wie eine Haltemöglichkeit aussieht, aber die Stufe zwischen Straßenasphalt und Kies erscheint mir so hoch zu sein, dass ich dahinter eine Bierdose verstecken könnte, ohne dass man sie vom Fahrersitz aus sieht – und einen hohen Absatz möchte ich meinem „Katzabärle“ echt nicht zumuten.

Etwa 80 Meter nach dem Pass gibt es dann eine sanfte Linkskurve, die man sowohl von der Passhöhe – wenn man von oben kommt – als auch von der Stelle, wo die SP 24 in die SP 21 einmündet, – wenn man von unten kommt –sehr gut einsehen kann.

Rotzfrech stell ich das Auto mit eingeschalteter Warnblinke dort ab und marschier zur Passhöhe hoch, wo ein umgestürzter Wegweiser in westlicher Richtung zum Passo Teglia und zum Monte Grande und in östlicher Richtung nach Conio, zum Monte Faudo und nach Borgomaro zeigt. Das Schild darunter mit der rot-weiß-roten Markierung und der Zahl 223 deutet auf ein offizielles Wegzeichen des CAI (Club Alpino Italiano) hin.

Dann geh ich weiter bis zum Schotterplatz und guck mir die Kante an. Ne, da ist keine Bierdose versteckt und an manchen Stellen ist die Stufe so flach, dass man mit dem Panda hätte reinfahren können, aber jetzt steht er – hoffentlich auch sicher – in der Kurve.

Schaut man vom Pass aus in östlicher bis südöstlicher Richtung ins Valle Impero, sieht man dort eindeutig erkennbar von links nach rechts:

  • auf einem markanten Sporn über dem Tal, Conio, erkennbar vor allem am typischen Glockenturm und dem hellen Turmhelm
  • dahinter Poggialto
  • in der Mitte auf einem flachen Geländerücken Aurigo und
  • ganz weit rechts im Tal Borgomaro.

Am Pass wachsen auch viele Wildblumen, allen voran Marien-Glockenblumen, aber auch Schafgarbe, Frauenmantel, Nachtkerze, Sommer-Margerite und Ehrenpreis.

Ich geh‘ wieder runter zum Auto. Es steht noch – unangedatscht – da. Kein Wunder, es ist in der ganzen Zeit ja auch kein einziges Auto vorbeigekommen. Susanne hat – derweil ich oben rumgeknipst hab – inzwischen hier unten die Blumen fotografiert.

Passo di Carpasio


Dann fahren wir 200 Meter weiter und dann scharf links auf die SP 24 Richtung zum Passo di Carpasio. Bis dorthin sind es etwa zwei Kilometer und 120 Meter runter. Der Pass ist eine eher wenig befahrene, aber reizvolle Strecke für alle, die abseits der großen Straßen unterwegs sein wollen – meist schmal und kurvenreich, in der Regel ohne Leitplanken: Ein El Dorado für Rad- und Motorradfahrer, weswegen man als Panda-Fahrer hier besonders auf der Hut sein muss. Noch immer im Blick: Conio, Poggialto, Aurigo und Borgomaro.

Um dreiviertel zwei sind wir in Pantasina durch, neun Kilometer und 600 Meter weiter unten. Es geht immer weiter runter, durch Praelo hindurch nach Casa Carli Richtung Molini.

Seit dem Colle D’Oggia, der 15 Kilometer zurück liegt, 1011 Höhenmeter herunter. „Katzabärle“ legt also, ohne dass er sich PS-mäßig besonders anstrengen muss, einen ganz schön heißen Reifen auf den Asphalt. Es qualmt und überall ist Rauch – aber nicht wegen uns, sondern weil vielleicht irgendwo ein Wald oder eine vertrocknete Wiese brennt.

Während wir den Panda rollen lassen, hören wir dann auch plötzlich von irgendwoher Sirenengeheul. Lokalisieren können wir das nicht, aber urplötzlich sehen: An der engsten Stelle Molinis, in der Linkskurve vorm Ristorante „Il Charlie di Ferrero Marinella“ stehen wir uns – beide nach Karacho-Fahrt – plötzlich engstens gegenüber, ein riesiges „Autopompa antincendio der italienischen Feuerwehr, gefolgt von einem „Autovettura di comando“ und der kleine Panda, eingequetscht wie zwei Wale und ein Delfin, die sich im Inneren eines Gartenschlauchs begegnen – eingekeilt zwischen Gasthaus innen und einer Reihe dicht geparkter Autos auf der Außenseite der Kurve. Der Raum zwischen „Katzabärle“ und den Feuerwehrautos ist kaum noch mehr als ein Lufthauch.

Mit stoischer Ruhe, Zentimeter für Zentimeter, schieben wir uns aneinander vorbei. Wir halten den Atem an. Eine falsche Lenkbewegung, und der Seitenspiegel eines parkenden Wagens fliegt. Aber nichts passiert. Nur das leise Knirschen der Reifen auf heißem Asphalt ist zu hören.

Bis Dolcedo, unserem letzten planmäßigen Halt dieses Tages, sind es noch 2½ Kilometer.

Dolcedo


Wir kommen im Nordosten von Dolcedo rein und fahren dann rechts über die Brücke, die Stelle, von der aus man das berühmte Postkartenmotiv mit der 1282 gebauten Ponte dei Cavalieri di Malta über den Prino und der Kirche Chiesa di San Tommaso links am Hang aufnehmen kann. In der Nähe der Brücke können wir aber weit und breit nirgends anhalten.

Südlich des Zentrums, 600 m weiter soll es aber, so sagen Schilder, einen Parkplatz geben, wo man – sogar kostenlos – parken kann. Dort fahren wir hin und stellen „Katzabärle“ ab.

Dann geht’s zu Fuß wieder zurück zum „Fotografierpunkt“: Vom Parkplatz aus auf der Via Parco delle Rimembranze um einem Kinderspielplatz herum, an jenem Restaurant vorbei, in dem mir 2004 – wie schon weiter vorne beschrieben – der Küchenchef persönlich und exklusiv das „Coniglio alla Ligure“ zubereitet hat (heute ist in dem Gebäude eine Pizzeria drin). Dann gehen wir an der Piazza Doria rechts und schon sind wir auch gleich bei der Brücke.

Unter uns erkennt man deutlich die gelb- bis maigrünen Flächen im Wasser, besonders in den ruhigeren, flachen Zonen. Das sind Faden- oder Grünalgen, die sich bei langsamer Strömung und starker Sonneneinstrahlung massenhaft entwickeln. Die Algen setzen sich auf Steinen und im Sediment ab und verleihen so dem Wasser diese intensiv grün-gelbe Farbe.

In der „Osteria Tunù“ – von der Brücke hundert Meter rauf in den Ort, es ist jetzt halb drei – trinken wir Cappuccino und Latte Macchiato. Beides zusammen kostet 3,60 €. Dann gehen wir wieder zurück zum Auto, dieses Mal aber nicht um der Kinderspielplatz herum, sondern – über Treppen – direkt hindurch. Das spart 100 Meter Weg. Bei dieser Hitze muss man sich jeden Meter sorgfältig überlegen.

Im Auto hat es jetzt 42 °C, sodass man sich gar nicht auf die Sitze niederlassen kann. Mit meinen dicken Jeans geht’s grad noch so, Susanne aber kann sich nicht auf den Beifahrersitz setzen. Wir machen die Türen sperrangelweit auf, starten den Motor, stellen die Klimaanlage auf „blau“ die Lüftung „volle Pulle“ auf Max. „Umweltsau“ wird jetzt jeder sagen, aber anders geht’s wirklich gar nicht mehr. Nach drei Minuten können wir dann einsteigen und (Kilometerstand 70719) wegfahren.

In Torazza, 3½ Kilometer weiter, ist die Temperatur im Panda wieder erträglich und beim ehemaligen Bahnhof von Porto Maurizio (du liebe Zeit, wie oft waren wir da und haben im danebenliegenden Giardini Ludwig Winter den Goldfischen zugesehen) sogar angenehm.

Zurück nach Cervo


Bis Cervo sind’s jetzt nur noch rund 20 Minuten. In San Bartolomeo al Mare kaufen wir in einem Tabacci – d.h. Susanne kauft, ich warte im Panda in einer Seitenstraße – Briefmarken. Eine Briefmarke für eine Karte nach Deutschland kostet 1,35 €.

Um zehn vor vier kommen wir an unserem Parkplatz an – Kilometerstand 70742 (Anmerkung: Das ist schon toll, wenn man einen Privatparkplatz hat und nicht lange suchen muss). In 3½ Stunden wollen wir Silvia in treffen. Da ich nachts – vor allem in fremden Gefilden – nicht gerne fahre, nehmen wir nach Diano Marina später den Bus. Der kostet in Italien praktisch gar nichts. 1,50 €, wenn man die Tickets im Tabacchi kauft. Damit kann man dann 100 Minuten fahren. Das reicht z.B. von Cervo locker bis Ventimiglia. Wir könnten sogar schon in Alassio, Laigueglia oder gar Albenga (20 Kilometer vor Cervo!) einsteigen – so preiswert ist das Busfahren hier.

Cervo

Mit WLAN kam die Schnapsidee


Wir gehen hoch ins Zimmer, duschen, ziehen uns um und warten. Bis der Bus fährt, ist noch genügend Zeit. Während ich am Kamera-Display meine heutigen Aufnahmen „durchblättere“ checkt Susanne ihr WhatsApp (geht nur mit WLAN vom Quartier). Von der Corsara kam eine Erinnerung für die Delfin-Tour, die wir ursprünglich für heute 11:00 Uhr geplant, aber bereits am Donnerstag wieder gecancelt hatten. Um diese Zeit waren wir nämlich in der „Bar Girasole“ in Chiusanico.

Doch plötzlich hat Susanne eine spontane Eingebung: „Was hältst Du davon, wenn wir zum Abschluss morgen nochmal eine Delfin-Tour machen? Die fahren direkt von Imperia, ohne Zwischenstopp in Sanremo, das dauert dann nicht sechs, sondern nur vier Stunden?“ In diesem Moment bin ich viel zu überrascht, als was anderes als „Ja“ zu sagen. Susanne ruft bei Frederika an, sagt nur ihren Namen, dann ist alles klar für morgen.

Das Einzige, was später noch an diesen Nachmittag im „Eco del Mare“ erinnern wird, ist Susannes Tagebucheintrag:

„Toll, dass Rüdiger da mitmacht, obwohl er eigentlich andere Pläne hatte.“ Weiter schreibt sie: „Rüdiger, der mit dem Smartphone gar nicht zurechtkommt, macht, wenn er damit fotografieren soll, immer 30 Bilder nacheinander, weil er den Finger auf dem Auslöser lässt. Das ist überhaupt die Idee! Ich könne doch – wenn ich Delfine sehe – mit dem Finger auch auf dem Auslöser bleiben, dann macht das Gerät viele Bilder hintereinander und vielleicht ist ein brauchbares dabei. Das möchte ich unbedingt ausprobieren.“

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Morgen zwischen Aufbruch und Begegnung
Auf schmalen Wegen durchs Olivenland
Drei Pässe und ’ne Schnapsidee
Treffen mit Silvia

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